Hamburger Anzeiger - Angeklagter in Prozess um Mord vor 35 Jahren aus Untersuchungshaft entlassen

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Angeklagter in Prozess um Mord vor 35 Jahren aus Untersuchungshaft entlassen
Angeklagter in Prozess um Mord vor 35 Jahren aus Untersuchungshaft entlassen / Foto: INA FASSBENDER, - - AFP/Archiv

Angeklagter in Prozess um Mord vor 35 Jahren aus Untersuchungshaft entlassen

Der Angeklagte im Prozess um einen Mord im nordrhein-westfälischen Lohmar vor über 35 Jahren ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Verfahren gegen ihn wurde zugleich ausgesetzt, wie das Landgericht Bonn am Donnerstag mitteilte. Die Staatsanwaltschaft hatte der Aufhebung des Haftbefehls zuvor zugestimmt. Nach Angaben des Gerichts sieht die Kammer keinen dringenden Tatverdacht mehr gegen den 66-Jährigen.

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Er sei aber noch "hinreichend" tatverdächtig. Bislang ungeöffnete Leichenfolien sollen auf DNA-Spuren untersucht werden. Wenn diese Ergebnisse vorliegen, muss der Prozess von vorn beginnen. Die Leichenfolien von 1987 gelten als maßgeblicher Beweis in dem Verfahren. Darauf wurden Fasern des Opfers durch das Aufkleben von zwei Plastikfolien vor einer nachträglichen Kontaminierung gesichert.

Bislang ging die Kammer durch Aktenvermerke der Polizei davon aus, dass diese Folien vor der Untersuchung durch ein rechtsmedizinisches Institut ab 2017 nicht geöffnet wurden und eine nachträgliche Kontaminierung ausgeschlossen sei. Ein zuständiger Beamter des Landeskriminalamts (LKA) sagte Ende November jedoch aus, dass die Folien durch das LKA an vielen Stellen mit einem Skalpell eingeschnitten wurden, um Fasern zu entnehmen.

Dies berge laut Kammer die Gefahr, dass verschiedene Spuren des Opfers und des Angeklagten miteinander vermischt sein könnten. Die Spuren des Angeklagten und des Opfers wurden in den 80er Jahren auf demselben Objektträger untersucht. Zudem habe das rechtsmedizinische Institut bereits bei zwei Folien Körperzellen eines LKA-Beamten gefunden, der die Faserspuren 1987 und 1988 untersucht hatte. Ob Spuren des Angeklagten an Stellen gefunden wurden, die nicht vorher eingeschnitten waren, sei nicht mehr feststellbar, weil alle untersuchten Folien durch die Untersuchung zerstört wurden.

Der Prozess gegen den 66-Jährigen begann im November. Die Anklage wirft ihm vor, im Mai 1987 die 23-jährige Claudia Otto im Anwesen eines Landhotels in Lohmar ermordet zu haben. Fahnder der Mordkommission nahmen ihn im April aufgrund neuer Ermittlungsergebnisse in seinem Zuhause in Detmold fest. Bereits 2017 war er im Zusammenhang mit der Tat festgenommen worden, wurde jedoch wegen mangelnder Beweise wieder freigelassen.

U.M.Thomas--HHA