Hamburger Anzeiger - Einsatzkräfte retten fast eine Woche nach Erdbeben in Türkei und Syrien Überlebende

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Einsatzkräfte retten fast eine Woche nach Erdbeben in Türkei und Syrien Überlebende
Einsatzkräfte retten fast eine Woche nach Erdbeben in Türkei und Syrien Überlebende / Foto: Zein Al RIFAI - AFP

Einsatzkräfte retten fast eine Woche nach Erdbeben in Türkei und Syrien Überlebende

Fast eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien ist es den Einsatzkräften gelungen, noch weitere Überlebende zu retten. Die Helfern schafften es türkischen Medienberichten zufolge in der Nacht zum Sonntag, ein Kleinkind und eine Jugendliche aus den Trümmern zu befreien. Die Zahl der bei dem Beben getöteten Menschen stieg derweil auf mehr als 28.000 an. Die Bundesregierung beschloss, überlebenden Erdbebenopfern mit Angehörigen in Deutschland unbürokratisch die Einreise zu ermöglichen.

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Auf einem von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu im Kurzbotschaftendienst Twitter verbreiteten Video war zu sehen, wie Helfer in der Nacht eine 13-Jährige in der Großstadt Gaziantep aus den Trümmern retteten. In der Provinz Hatay wurde der Agentur IHA zufolge zur gleichen Zeit ein sieben Monate alter Junge aus den Trümmern geborgen.

In Hatay war laut türkischen Medienberichten zuvor auch eine Zweijährige gerettet worden. In der Provinz Kahramanmaras hatten Rettungskräfte demnach eine 70-jährige Frau lebend aus den Trümmern geborgen. Anadolu berichtete am Samstag überdies von der Rettung der 35-jährigen Özlem Yilmaz und ihrer sechsjährigen Tochter Hatice aus einem eingestürzten Gebäude in der Provinz Adiyaman.

Eine Frau, die ein deutsches Rettungsteam der Hilfsorganisation ISAR Germany am Freitag aus den Trümmern befreit hatte, starb in der Nacht zum Samstag in einem Krankenhaus. Die Angehörigen der 40-jährigen Zeynep hatten die Rettungskräfte über ihren Tod informiert.

Die Chancen, noch Überlebende zu bergen, wurden mit fortschreitender Zeit immer geringer. Die türkischen Behörden richteten provisorische Leichenhallen in Parkhäusern, Stadien und Turnhallen ein, wo verzweifelte Familien nach ihren toten Angehörigen suchten.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg unterdessen auf mehr als 28.000 an. In der Türkei wurden nach Behördenangaben bis Samstag 24.617 Todesopfer geborgen. Mindestens 3574 Menschen starben nach offiziellen Angaben auf der anderen Seite der Grenze in Syrien.

Schätzungen der UNO zufolge wird die Zahl der Todesopfer möglicherweise noch auf mehr als 50.000 ansteigen. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte am Samstag bei einem Besuch im Erdbebengebiet in der Türkei dem Sender Sky News, die Opferzahl werde sich noch "verdoppeln oder mehr".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von der Katastrophe betroffen sein könnten, darunter etwa fünf Millionen Menschen, die ohnehin als besonders schutzbedürftig gelten. Mindestens 870.000 Menschen in beiden Ländern müssen nach Angaben der UNO mit warmen Mahlzeiten versorgt werden, bis zu 5,3 Millionen Menschen könnten allein in Syrien obdachlos geworden sein.

Nach Angaben des türkischen Katastrophenschutzes Afad sind mehr als 32.000 Menschen aus der Türkei an Such- und Rettungseinsätzen beteiligt. Hinzu kommen mehr als 8200 internationale Helfer.

Wegen einer Verschlechterung der Sicherheitslage im Erdbebengebiet in der Provinz Hatay setzten ISAR Germany und das Technische Hilfswerk (THW) in Abstimmung mit Afad am Samstag ihren Einsatz aus. Beide Organisationen wollten ihre Arbeiten wieder aufnehmen, sobald die Lage wieder als sicher eingestuft wird. Auch das österreichische Bundesheer hatte seinen Rettungseinsatz ausgesetzt.

Die Bundesregierung beschloss am Samstag, überlebenden Erdbebenopfern aus der Türkei und Syrien mit Verwandten und Angehörigen in Deutschland die Einreise zu erleichtern. Bundesinnenministerium und Auswärtiges Amt würden für betroffene Menschen "reguläre Visa, die schnell erteilt werden und drei Monate gültig sind" möglich machen, erklärte das Innenministerium.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte auf Twitter, gemeinsam mit dem Innenministerium habe das Auswärtige Amt eine Task Force gebildet, die jetzt die Arbeit aufnehme. Ziel sei es, "Visaverfahren für Betroffene so unbürokratisch wie möglich zu machen". Das Auswärtige Amt habe hierfür an den deutschen Auslandsvertretungen in der Türkei Personal "verstärkt und Kapazitäten umgeschichtet".

H.Graumann--HHA