Belgien gibt geraubtes Gemälde an Nachkommen einer jüdischen Familie zurück
Belgien hat den Nachkommen eines jüdischen Ehepaars aus Deutschland ein im Zweiten Weltkrieg geraubtes Gemälde zurückgegeben. Bei einer Zeremonie in den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel wurde am Donnerstag die Eigentumsurkunde für das Werk "Blumenstilleben" von Lovis Corinth aus dem Jahr 1913 der Anwältin der Familie überreicht. Die Nachkommen des jüdischen Ehepaars Gustav und Emma Mayer waren selbst nicht vor Ort.
Sie sei sicher, dass dies ein sehr emotionaler Moment für ihre Klienten sei, sagte Anwältin Imke Gielen. Es war die erste Rückgabe eines enteigneten Kunstwerks durch Belgien seit 1951. Nach Angaben des Museums wurde das Ölgemälde des preußischen Künstlers (1858-1925) "vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg gestohlen" und "nach der Befreiung Brüssels von Leo Van Puyvelde geborgen". Anschließend sei es den belgischen Behörden und 1951 den Königlichen Museen übergeben worden.
Jahrzehntelange Nachforschungen ergaben, dass das Gemälde aus einem Lagerhaus in Brüssel entwendet worden war. Das Ehepaar Mayer und seine drei Kinder hatten dort 1938 auf der Flucht nach England einen Teil ihrer Habseligkeiten zurückgelassen. Eine Kiste mit dem Gemälde wurde zu Beginn des Krieges aus dem Lager gestohlen.
"Diese Rückgabe, die erste durch die Museen der Schönen Künste, ist ein sehr starkes Signal: Selbst Jahrzehnte später kann die Gerechtigkeit siegen", erklärte der für Wissenschaftspolitik zuständige Staatssekretär Thomas Dermine. Zeitgleich wurde im Museum ein neuer Saal mit sieben Werken zweifelhafter Herkunft eröffnet, die wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg gestohlen worden waren.
H.Brunner--HHA