Iran lässt zwei Briten mit doppelter Staatsbürgerschaft frei
Nach jahrelanger Inhaftierung im Iran sind zwei britisch-iranische Staatsbürger freigelassen worden und zurück nach Großbritannien gereist. Die in den Jahren 2016 und 2017 im Iran festgenommenen Doppelbürger Nazanin Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori würden noch am Mittwoch im Vereinigten Königreich erwartet, erklärte Großbritanniens Außenministerin Liz Truss. "Parallel" zu den Verhandlungen zwischen London und Teheran über die Freilassungen hätten beide Seiten einen jahrzehntelangen Streit über eine Verbindlichkeit in Höhe von 394 Millionen Pfund (470 Millionen Euro) beigelegt.
Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori würden nach ihrer Ankunft in Großbritannien "mit ihren Familien und Liebsten wiedervereinigt", erklärte Truss. Die Abgeordnete Tulip Siddiq aus Zaghari-Ratcliffes Londoner Heimatbezirk Hampstead schrieb im Onlinedienst Twitter, die 43-jährige Britin befinde sich am Flughafen Teheran. Dazu veröffentliche Siddiq ein Foto der lächelnden Zaghari-Ratcliffe in einem Flugzeug. "Nazanin befindet sich jetzt in der Luft, um den sechs Jahren Hölle im Iran zu entkommen."
Zaghari-Ratcliffe war im April 2016 festgenommen worden, als sie in Teheran mit ihrer 22 Monate alten Tochter ihre Familie besuchte. Die iranische Justiz warf ihr "Aufruhr" vor. In einem staatlichen iranischen Medium hieß es, die 43-jährige Angestellte der wohltätigen Stiftung Thomson Reuters sei der britischen Regierung übergeben worden.
Ashoori ist ein Ingenieur im Ruhestand. Er wurde wegen Spionage für Israel zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, als er 2017 seine Mutter im Iran besuchte. Die Familien beider Doppelbürger argumentierten stets, Zaghari-Ratcliffe und Ashoori seien Opfer politischer Verfolgung.
Zaghari-Ratcliffes Mann Richard hatte mehrfach erklärt, seine Frau sei eine "Geisel" in einem finsteren politischen Spiel. Dabei gehe es um die Rückzahlung einer Schuld von umgerechnet rund 470 Millionen Euro aus der Zeit des Schahs von Persien.
Truss sagte dazu am Mittwoch, unter Vermittlung des Oman sei der Streit um die Rückzahlung beigelegt worden. Das Geld werde "ausschließlich für den Erwerb humanitärer Güter" angelegt. Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian sagte laut der Nachrichtenagentur Isna, Teheran habe den Millionenbetrag "vor einigen Tagen erhalten". Es sei aber "falsch", eine Verbindung zwischen dem Zahlungseingang "und der Freilassung dieser Leute" herzustellen.
Truss sagte, die Regierung in London werde sich weiter für die Freilassung von Morad Tahbaz, eines anderen Iraners mit dreifacher Staatsbürgerschaft Großbritanniens und der USA einsetzen. Einstweilen sei für ihn der Status eines Freigängers vereinbart worden.
A.Swartekop--HHA