Polizei stoppt ultranationalistische israelische Demonstranten in Jerusalem
Die israelische Polizei hat am Mittwoch hunderte ultranationalistische jüdische Demonstranten am Zutritt zum muslimischen Viertel Jerusalems gehindert. Mehr als tausend Protestierende mit israelischen Fahnen versammelten sich am frühen Mittwochabend auf einem Platz außerhalb der Altstadt Jerusalems. Einige riefen dabei "Tod den Arabern". Die israelischen Behörden befürchteten wegen der seit Wochen andauernden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern erneute Gewaltausbrüche.
Die Polizei versperrte den Demonstranten den Zugang zum Damaskustor, dem Haupteingang zum muslimischen Viertel der Stadt. Unter den Demonstranten waren auch Anhänger des umstrittenen ultrarechten Oppositionspolitikers Itamar Ben Gvir.
Dieser war zuvor von Ministerpräsident Naftali Bennett angewiesen worden, sich von dem Gebiet fernzuhalten. "Ich werde nicht zulassen, dass kleinliche Politik Menschenleben gefährdet", erklärte Bennett. Er warf Ben Gvir vor, mit einer "politischen Provokation" die Gefährdung israelischer Sicherheitskräfte in Kauf zu nehmen.
Die Lage in der Jerusalemer Altstadt ist seit Wochen besonders angespannt, weil der muslimische Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr mit dem jüdischen Pessach-Fest und Ostern zusammenfiel. Der Tempelberg in der Altstadt ist allen drei monotheistischen Religionen heilig.
Vergangenes Wochenende war es rund um den Tempelberg in Jerusalem zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen, bei denen mehr als 170 Menschen verletzt wurden, die meisten von ihnen palästinensische Demonstranten.
Am Dienstag wurde nach Angaben der israelischen Armee dann eine Rakete aus dem Gazastreifen abgefeuert. Das Geschoss sei abgefangen worden, teilte die Armee mit. Als Vergeltung flogen die israelischen Streitkräfte in der Nacht Luftangriffe gegen Ziele im von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas regierten Gazastreifen.
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich "zutiefst besorgt über die sich verschlechternde Lage in Jerusalem" und rief alle Beteiligten auf, die Spannungen abzubauen.
H.Rathmann--HHA