Bartsch sieht Linke nach Rücktritt von Hennig-Wellsow in schwerer Krise
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sieht seine Partei nach dem Rücktritt der Co-Parteivorsitzenden Susanne Henning-Wellsow in einer ihrer bislang schwersten Krisen. Hennig-Wellsows Rücktritt sei für ihn überraschend gekommen und ein "herber Schlag" für die Linkspartei, sagte Bartsch am Mittwochabend in den ARD-"Tagesthemen". "Und ich glaube, er wird die ganze Partei auch ein Stück weit treffen."
Die Linke müsse sich nun "strategischen Fragen" stellen, sagte Bartsch. "Was ist unser Platz in der Bundesrepublik Deutschland? Was ist unser Platz im nächsten Jahrzehnt? Diese Fragen stehen an, denen müssen wir uns stellen und gleichzeitig in den aktuellen Auseinandersetzungen eingreifen." Auch die "programmatische Erneuerung" müsse vorangetrieben werden.
Seine Partei forderte Bartsch auf, keine "innerparteilichen Kriege" mehr zu führen. Forderungen nach einem Rücktritt der anderen Co-Parteivorsitzenden Janine Wissler wies er zurück. Die neue Parteiführung für die negativen Wahlergebnisse im Saarland und bei der Bundestagswahl verantwortlich zu machen, sei aus seiner Sicht falsch.
Hennig-Wellsow war gemeinsam mit Wissler am 27. Februar 2021 zur ersten weiblichen Doppelspitze der Partei gewählt worden. Bei der Bundestagswahl im September hatte die Linke dann nur 4,9 Prozent erzielt und erhielt sich lediglich aufgrund von drei Direktmandaten ihren Fraktionsstatus im Parlament.
In ihrer Rücktrittserklärung zog Hennig-Wellsow ein vernichtendes Fazit des aktuellen Zustands der Partei: "Das Versprechen, Teil eines Politikwechsels nach vorn zu sein, konnten wir aufgrund eigener Schwäche nicht einlösen." Ihren Rücktritt begründete die 44-Jährige zudem mit ihrer privaten Lebenssituation und damit, dass die Erneuerung der Partei "neue Gesichter" brauche. Zudem kritisierte sie, dass der "Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen eklatante Defizite unserer Partei offen gelegt" habe.
R.Hansen--HHA