Hamburger Anzeiger - Biden gibt sich in TV-Interview trotz massiver Kritik siegessicher

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Biden gibt sich in TV-Interview trotz massiver Kritik siegessicher
Biden gibt sich in TV-Interview trotz massiver Kritik siegessicher / Foto: SAUL LOEB - AFP

Biden gibt sich in TV-Interview trotz massiver Kritik siegessicher

US-Präsident Joe Biden will trotz wachsender Zweifel an seiner mentalen Eignung an seiner Präsidentschaftskandidatur festhalten. Er halte sich am besten geeignet für einen Sieg bei der Wahl im November, sagte Biden am Freitag (Ortszeit) in einem mit Spannung erwarteten TV-Interview. Spekulationen über einen möglichen Rückzug aus dem Rennen gegenDonald Trump wies Biden dabei erneut zurück. Es gelang ihm aber nicht, die Unsicherheiten auszuräumen.

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Das Interview mit dem Sender ABC News war Bidens erster Fernsehauftritt seit seinem verheerenden Eindruck beim TV-Duell mit Donald Trump vor einer Woche. Angesichts der zunehmenden Panik in den Reihen der Demokraten wurde dem Interview große Bedeutung beigemessen. Doch das 22-minütige Gespräch schien wenig zur Beruhigung beizutragen. Stattdessen warf es weitere Fragen auf.

ABC-Moderator George Stephanopoulos konfrontierte Biden wiederholt mit Forderungen einiger Demokraten nach einem Gespräch über die Aufstellung eines neuen Kandidaten. Er fragte Biden etwa, ob er zurücktreten würde, wenn er überzeugt wäre, den voraussichtlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump im November nicht schlagen zu können.

"Ich glaube nicht, dass irgendjemand besser qualifiziert ist, Präsident zu werden oder dieses Rennen zu gewinnen, als ich", antwortete Biden auf die Frage, ob es den Verbleib der Demokraten im Weißen Haus gefährden könnte, wenn er im Rennen bleibt. Aufforderungen, sich einem Test zur Feststellung seiner geistigen Fähigkeiten zu unterziehen, wich Biden aus. "Ich mache jeden Tag einen kognitiven Test", sagte er. Dies bringe das Präsidentenamt mit sich.

Zuletzt war der Druck auf Biden aus den eigenen Reihen gewachsen. Seit seinem Auftritt bei dem Fernsehduell mit seinem Amtsvorgänger Trump am 27. Juni ist bei den Demokraten eine Diskussion darüber entbrannt, ob sie den 81-Jährigen gegen einen anderen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 5. November austauschen sollen. Biden hatte bei der TV-Debatte mit heiserer Stimme gesprochen, sich wiederholt in seinen Formulierungen verheddert und Sätze nicht zu Ende gesprochen.

Mit Blick auf seinen schwachen Auftritt bei dem TV-Duell verwies Biden nun auf seinen schlechten Gesundheitszustand an jenem Abend. "Ich war krank, ich habe mich schrecklich gefühlt", sagte Biden in dem ABC-Interview. Er habe "eine wirklich schlimme Erkältung" gehabt.

Der 81-Jährige redete in dem TV-Interview vom Freitag zwar flüssiger als bei dem Fernsehduell, sprach aber dennoch mit gedämpfter Stimme. Mitunter gab er auch erneut unvollständige Sätze von sich.

Aus den Reihen der Demokraten wurde nach dem ABC-Interview kritisiert, Biden wirke "weltfremd". Vom Wahlkampfteam seines Herausforderers Trump erntete der US-Präsident bereits während der Sendezeit Spott. "Biden klingt klingt", schrieben Trumps Mitarbeiter spöttisch in Online-Netzwerken. Der Präsident wolle die Realität "nicht wahrhaben" und sei "im Niedergang" begriffen.

Bidens Wahlkampfteam weist dessen ungeachtet jede Rückzugsaufforderung zurück. Nur wenige Stunden vor dem ABC-Interview veröffentlichte es einen randvollen Terminplan für Bidens Wahlkampftour in den verbleibenden Juliwochen.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Madison im Bundesstaat Wisconsin hatte der Präsident am Vortag eine kämpferische Grundsatzrede gehalten und unmissverständlich erklärt: "Ich bleibe im Rennen. Ich werde Donald Trump schlagen." Auch bei den Feierlichkeiten zum US-Unabhängigkeitstag im Weißen Haus bekräftigte Biden am Donnerstag, dass er sich nicht zurückzuziehen gedenke.

In Umfragen nach dem TV-Duell blieb Biden zunehmend hinter Trump zurück. Mindestens vier demokratische Kongress-Abgeordnete sowie renommierte Zeitungen und Kommentatoren forderten Biden bereits offen zum Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur auf. Medienberichten zufolge planen der Vorsitzende des Senatsgeheimdienstausschusses Mark Warner und Chef der demokratischen Minderheit im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, in den kommenden Tagen Krisengespräche mit Abgeordneten.

A.Baumann--HHA