Nur knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland geht hochmotiviert arbeiten
Nur knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland geht einer Umfrage zufolge hochmotiviert arbeiten. 48 Prozent der Befragten gaben an, am Arbeitsplatz ihr Bestes zu geben, wie die Beratungsfirma EY am Montag mitteilte. Damit liegt Deutschland unter dem internationalen Durchschnitt, aber noch deutlich vor wichtigen Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Japan.
Unter den 1000 deutschen Befragten ergaben sich deutliche Altersunterschiede. Die meisten Hochmotivierten gibt es demnach unter den Baby-Boomern (63 Prozent), am wenigsten in der sogenannten Generation Z bis 29 Jahre (43 Prozent).
Bei der weltweiten Befragung von insgesamt 17.000 Menschen gaben 54 Prozent an, bei der Arbeit hochmotiviert zu sein. Auf den vorderen Plätzen liegen Indien (67 Prozent), China (59 Prozent) und die USA (57 Prozent). In Frankreich gaben hingegen nur 37 Prozent an, ihr Bestes zu geben, in den Niederlanden waren es 36 Prozent und in Japan sogar nur 19 Prozent.
"Problematisch wird es aus Sicht der Chefetage und der Führungskräfte, wenn das unmotivierte Arbeiten zum Dauerzustand bei der Belegschaft wird", erklärte Nelson Taapken von EY. Dafür gebe es jedoch immer Gründe; in vielen Fällen sei das Management selbst verantwortlich für die schlechte Stimmung oder könne zumindest gegensteuern.
Das Home Office ist der EY-Befragung nach ein wichtiger Faktor bei der Motivation - und zugleich ein zweischneidiges Schwert. Zum einen wurde die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, von deutschen Beschäftigten am häufigsten als Grund für Erwägungen eines Jobwechsels genannt. 50 Prozent der Wechselwilligen machten diese Angabe. Weitere wichtige Gründe sind bessere Karrierechancen, mehr Flexibilität, die Vorgesetzten oder das Gehalt.
Auf der anderen Seite sehen viele das Home Office auch kritisch: 59 Prozent aller Befragten gaben an, dass die Arbeit von zuhause es erschwert, soziale Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen aufrecht zu erhalten. 58 Prozent sagten, dass es schwierig ist, die Grenze zwischen Privatleben und Arbeit zu ziehen. Zugleich loben fast drei von vier Befragten das soziale Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen im Büro.
"Die Arbeit von zuhause ist offensichtlich gekommen, um zu bleiben, wenn es nach den Angestellten geht - allerdings mit Einschränkungen", erklärte Taapken. "Denn fünf Tage pro Woche von zuhause aus arbeiten will nur ein geringer Teil." Es brauche differenziertere Regelungen: "Das Management muss oftmals von Fall zu Fall, von Abteilung zu Abteilung entscheiden." Als Arbeitgeber auf einer hundertprozentigen Büropflicht zu beharren, sei jedenfalls nicht ratsam.
B.Koessmann--HA