Gewerkschaften verlassen Kurznachrichtendienst X
Mehrere Gewerkschaften in Deutschland wollen zukünftig nicht mehr auf dem Kurznachrichtendienst X aktiv sein. Verdi, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kündigten an, den Kurznachrichtendienst zu verlassen. Sie kritisierten die Plattform als Forum für Hass und Hetze, Desinformation, Demokratiefeindlichkeit und rechte Propaganda.
"Das alles stimmt mit den Grundwerten der IG BAU nicht im Geringsten überein", erklärte deren Pressesprecher Frank Tekkiliç. Eine inhaltliche Auseinandersetzung auf X sei nicht möglich. Dafür fehlten entsprechende Strukturen, etwa eine konsequente Moderation, die Fake-Accounts sperre und Hasskommentare lösche. Es sei ein wichtiges Zeichen, "X weiter seine Relevanz zu nehmen, in dem man als Organisation dort nicht mehr aktiv ist", erklärte Tekkiliç.
Verdi und GEW waren den Angaben zufolge 15 Jahre lang auf X, vormals Twitter, aktiv. Konkreter Anlass für den nun erfolgten Rückzug sei ein für Donnerstagabend angekündigtes Gespräch zwischen X-Eigentümer Elon Musk und AfD-Chefin Alice Weidel. Dieses Vorhaben habe "das X-Fass zum Überlaufen gebracht". Zudem werde immer offensichtlicher, dass "Algorithmen der Plattform demokratiefeindliche Narrative bevorzugt behandeln", erklärten GEW und Verdi.
Der Account von Verdi war am Donnerstag nicht mehr zu erreichen. Die GEW wolle ihr Profil zunächst noch einen Monat lang aktiv lassen. "Er ist mit dem Hinweis versehen, dass er nicht mehr verwaltet wird", erklärte die Gewerkschaft dazu. Danach soll der Account vollständig deaktiviert werden.
Die IG BAU behält ihren Zugang, werde diesen aber auf privat stellen. Die Gewerkschaft wolle verhindern, dass jemand "unter dem Namen der Industriegewerkschaft Missbrauch betreiben kann". IG BAU und GEW wollen in Zukunft auf der Plattform Bluesky aktiv sein.
P.Meier--HHA